Am 14.02.12 feierte das Remake der Mod Dear Esther ihr Debut auf Steam und schon nach ein paar Tagen war klar, dass es ein durchschlagender Erfolg wird.
Diejenigen, die das Spiel gekauft haben, haben es jetzt mit Sicherheit einmal oder mehrmals durchgespielt und sich ein Bild von der Story gemacht.
Ich kannte die Mod schon in ihrer ursprünglichen Fassung und habe sie damals sozusagen als "Rohdiamanten" betrachtet, der nun dank einem fantastischen, richtungsweisenden, epischen, neuen Grafikkleid seinen Schliff bekommen hat.
Der wahre Wert der Mod liegt nichtsdestotrotz für mich weiterhin in der erzählerischen und ästhetischen Qualität.
Die Story ist nicht einfach zu durchschauen, gerade, weil sie ja nur in Bruchstücken erzählt wird. Meine Idee ist, die Bruchstücke zusammenzutragen und so eine in sich schlüssige Deutung zu finden, sofern das möglich ist.
Was sind eure Gedanken zur Mod?
Sehr hilfreich: Das Storyskript mit allen Sprecherpassagen
Hier mal meine bisherigen Überlegungen, stichpunktartig:
- Esther ist entweder die Frau oder Tochter des Erzählers
- Esther starb bei einem Autounfall (die Straße wird mehrfach genannt)
- die Insel existiert nicht wirklich, sondern nur in der Phantasie des Erzählers, was sich dadurch zeigt, dass zB Autowrackteile an manchen Stellen herumliegen und man am Ende die Papierboote im Wasser schwimmen sieht
- die Wandemalungen zeigen das chemische Molekül Alkohol, elektrische Schaltkreise, sowie Skizzen von Nervensystemen und natürlich Bibelverse
Was ich faszinierend finde, ist, dass die Geschichte offenbar drei Ebenen hat:
Ebene 1: Esther, der Erzähler und der Unfall
Ebene 2: Ein Mann namens "Donelley", der ein Buch über einen Einsiedler geschrieben hat
Ebene 3: Der Einsiedler Jacobson, der auf der Insel Schafe züchten wollte und dabei starb (?)
Offenbar sind diese Ebenen verknüpft; der Erzähler bringt sie manchmal auch durcheinander.
Wie in einem langen, musikalischen Werk gibt es wiederkehrende "Motive", die sich durch die Erzählebenen hindurch wiederholen und in die sie hineinverstrickt sind. Diese sind mir aufgefallen:
- Das Papierboot ohne Boden (bzw. generell die Eigenschaft "without a bottom")
- die Infektion/Syphilis
- "the sea creatures"
- "the white lines"