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Kolumne
Die War Z-Problematik
22.12.2012 | 08:00 Uhr | von Trineas
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Wie viele sicher mitbekommen haben, endete der Ausflug des Titels The War Z auf der Verkaufsplattform Steam bereits nach 48 Stunden damit, dass Valve den Verkauf des Spiels einstellte und unzufriedenen Kunden das Geld zurückbuchte. Dafür gab es Lob und Respektbekundungen von vielen Nutzern, gleichzeitig war aber auch vereinzelt Kritik zu hören. So hätte Valve ein so unfertiges Spiel überhaupt nicht erst anbieten dürfen, heißt es da etwa. Ist das so? Trifft Valve da eine Schuld? In dieser Kolumne möchte ich mich damit befassen, wieso das eine viel komplexere Sache ist, als man vielleicht glauben würde.
Im Grunde gibt es zwei Philosophien: Strenge Zugangskontrolle und Restriktion oder einfacher Zugang und große Freiheiten. Steam ließ sich nie eindeutig zuordnen und veränderte seine Politik in den Jahren auch immer wieder ein wenig, tendenziell galt aber eher letzteres.
Nehmen wir einmal an, Valve würde so etwas wie The War Z in Zukunft verhindern wollen - was würde das bedeuten? Entwickler, die ihre Spiele über Steam vertreiben möchten, müssten diese von Valve zertifizieren lassen. Für den Plattformbetreiber würde das einen ungleich höheren Aufwand als bisher bedeuten, das ohnehin immer unterbesetzte Steam-Team wäre dazu personell nicht in der Lage. Neue Mitarbeiter müssten eingestellt werden und Spiele auf Herz und Nieren testen. Gibt es problematische Bugs? Erfüllt der Titel die Versprechen, die der Hersteller auf der Produktseite macht?
So etwas ist natürlich machbar, die Konsolen zeigen es vor. Doch so etwas hat auch seinen Preis: Microsoft, Sony und Nintendo lassen sich diesen Aufwand natürlich bezahlen. Allein die Zertifizierung eines Xbox 360-Patches kostet 40.000 US-Dollar, wie Tim Schafer Anfang des Jahres verriet. Die eines ganzen Spiels kostet wohl noch einmal ein wenig mehr. Wie sollen sich das diverse Indie- und Kleinentwickler leisten, für die Steam bisher die einzige Möglichkeit der Distribution darstellte?
Doch lassen wir mal die finanzielle Frage beiseite. Nicht jedes Mal ist ein Protest der Community bei einem ihrer Meinung nach unfertigen Spiel so einfach zu verifizieren, wie es bei War Z der Fall war, bei dem beworbene Features schlicht fehlten. Oft ist es einfach nur ein schlechtes Spiel. Ein Spiel, das eben Features, die man erwarten würde, nicht hat, das kaum einen Feinschliff bekam. Manchmal sind Spiele von wenig bekannten und kleinen Entwicklern einfach unterdurchschnittlich.
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Was geschieht dann bei der Zertifizierung? Wird es abgelehnt? Muss der Entwickler nachbessern, bevor es auf Steam vertrieben wird, obwohl er das aus finanziellen Gründen vielleicht gar nicht mehr kann?
Und hier sind wir bereits mitten in der nächsten Problematik: Valve würde dann von sich aus eine inhaltliche Kontrolle ausüben und Drittanbieter bevormunden. Der Plattformbetreiber würde also das tun, was in der Vergangenheit ebenfalls oft kritisiert wird: Sich noch stärker in die Angelegenheiten anderer einmischen und ihnen ihren Willen aufzwingen. "Steam der Monopolist, der seine Marktmacht missbraucht", heißt es dann in den Foren. Und genau das ist die Problematik: Beides gleichzeitig geht nicht. Es widerspricht sich.
Zwingt man anderen Entwicklern seinen Willen auf und belastet sie finanziell so sehr, dass viele das Spiel überhaupt nicht mehr auf Steam veröffentlichen können, dann übt man Druck aus. Tut man das nicht, dann passieren Dinge wie die Ereignisse rund um The War Z von Zeit zu Zeit.
Valve geht deshalb eher den anderen Weg: Die Hürden auf Steam zu kommen sind niedriger, es ist keine teure inhaltliche Zertifikation nötig und das Studio von Gabe Newell mischt sich auch nicht indirekt in die Entwicklung ein. Der freie Markt entscheidet im Anschluss, ob ein Spiel erfolgreich wird oder nicht. Statt es vorzuselektieren, überlässt man die Überprüfung der Community. Ist es schlecht, wird sich das bald herumsprechen und die Verkaufszahlen werden entsprechend bescheiden sein.
Ist das nun der richtige Weg? Für die Community bedeutet es jedenfalls, dass sie eine größere Auswahl an Spielen hat und weniger bevormundet wird. Gleichzeitig besteht das Risiko, auch einmal einen Fehlgriff zu machen. Für Valve ist es nicht ganz so einfach. Denn selbst wenn das Unternehmen kommuniziert, dass es eine offene Politik für richtiger hält und mit dem großen Ganzen argumentiert, ist es am Ende trotzdem Steam, das einen Imageschaden davonträgt, sollte sich so ein Vorfall wiederholen. Und dann kann Valve nur erneut so handeln wie es dieses Mal geschehen ist: Einen klaren Schritt setzen, diesen kommunizieren und enttäuschte Nutzer entschädigen.
von Trineas
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Links:
- Weitere Informationen zum The War Z-Vorfall
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