Sie wollten mehr, das konnte man ihnen schon immer ansehen, vor allem dann, wenn es um den Erfolg ging. Jetzt haben sie den Schritt gewagt: Die Orion-Entwickler sind in den kommerziellen Markt eingestiegen, heißen jetzt Spiral Studios und wollen mit Orion eine eigene Spieleserie etablieren. Mit ihrem neuen Projekt Orion: Prelude wollen sie das selbst geschaffene Universum um einen Teil erweitern.
Der Neueinsteiger präsentiert sich in leuchtendem Gelb.
Auf ihrer neuen Internetpräsenz geben sich die Gründer betont optimistisch, das konnten sie schon immer gut. Dass nach der ersten Woche post-Release die ersten Steppenläufer durch die Server rollten, wusste man geschickt zu übersehen. Mit dem neuen Teil will Spiral Studios sogar auf den Konsolen durchstarten. Ein HLP-Redakteur arbeitet fünf Jahre Entwicklungsgeschichte auf und versucht sich an der Frage, ob dem neuen Orion ein besseres Schicksal bevorsteht.
Wie schon bei Nuclear Dawn, E.Y.E oder Iron Grip: The Oppression machten die Entwickler den Einstieg in den Spielemarkt über das Modding. Es begann mit Orion, einem kostenlosen Shooter für die Source Engine. Bis zu seiner Veröffentlichung durchlief das Projekt jede Menge Hoch- und Tiefpunkte. Beginnen wir also ganz von vorne: 2005 wurde die Total Conversion als Halo-Klon unter dem Titel "Incoming: Source" in die Welt gesetzt und lockte die Spieler mit für damalige Verhältnisse hohen Ambitionen. Noch grün hinter den Ohren wollten die Modder ihren Fans die Sterne vom Himmel holen. Von neuen Waffen, großen Levels bis hin zu steuerbaren Vehikeln wie Helikoptern und Geländejeeps war die Rede, sogar Dinosaurier stampften durch die grasgrüne Landschaft von Incoming. Doch was herauskam war ein nicht enden wollendes Projekt, das zwar mit jedem Media-Update die Hoffnungen weckte, aber in dieser Form nie veröffentlicht wurde.
Man hatte sich überschätzt, keine Frage. Incoming so fertig zu stellen, wie man es anfangs erdacht hatte, war mit den gegebenen Kapazitäten nicht möglich. Ein Jahr lang floss ein quasi unaufhörlicher Bilderstrom, jeden Monat gab es Neuigkeiten zu der hoch gehandelten Mod. Doch Ende 2006 ebbte die Flut ab, die Motivation wich der Ermüdung, Ende 2006 schlief das Projekt ein. Ein halbes Jahr später dann die Überraschung: Incoming sollte unter dem Namen Orion neu aufblühen. Frische Bilder weckten neue Hoffnung, doch währte diese nicht lange, erst zwei Jahre später liefen die Arbeiten tatsächlich wieder an und die Modifikation wurde mit neuem Ansporn zur Fertigstellung gebracht.
Was manche zu jenem Zeitpunkt schon geahnt hatten, bewahrheitete sich: Orion erschien am 14. Dezember 2009 zwar als ausgereiftes Spiel mit eigenem Content, schicker Optik und guter Balance, doch die Spielerschaft, von hunderten, sich scheinbar gleichenden Mods betäubt, reagierte nur träge auf das vor einigen Jahren noch euphorisch begrüßte Mammutprojekt. Schon so viele Kandidaten hatten vorher ihr Glück versucht. Wie schon Neotokyo, Jailbreak! oder Decadence scheiterte Orion mit seinem Deathmatch-Prinzip an den gewachsenen Ansprüchen der Spieler, der erhoffte Spielerstrom blieb aus. Bis heute, so scheint es, hangelte sich das ausdauernde Entwickler-Team von einem Update zum Nächsten, immer in der Hoffnung auf eine sich manifestierende Community.
Die Ausgangslage also ist nicht einfach, Spiral Studios ist mit einem Spiel an den Start gegangen, dass partout keiner spielen will und dessen Nachfolger soll jetzt auch noch Geld kosten? Mit David Prassel hat das Team einen Mann an der Spitze, der sein Herzblut in die Arbeit steckt und deswegen beharrlich auf seinem Kurs bleibt. Das lässt er immer dann durchscheinen, wenn Kritiker sich allzu harsch über sein Konzept auslassen. Ein Neuanfang kommt für ihn nicht in Frage.
2011 wollen die Ex-Modder mit ihrem zweiten Serienteil, Orion: Prelude an den Start gehen, das Spiel soll für die Xbox, Playstation und den PC erscheinen. Bevor man seiner Skepsis jetzt freien Lauf lässt, sollte man sich aber erstmal die Screenshots zum neuen Titel anschauen. Eines haben die Leute bei den Spiral Game Studios nämlich drauf: Sie wissen wie man ein Spiel in Szene setzt.
Der neue Serienteil basiert – wer hätte es gedacht – auf der Unreal Engine 3 und könnte nun das werden, was man schon vergeblich mit der Source Engine versucht hat. Auf den Screenshots sind ravagierende Dinosaurier zu sehen und wenn man dem Artwork trauen darf, werden auch Mechs und Jeeps endlich Einzug in die Welt von Orion finden. Der Nachfolger wird also deutlich aufwändiger und wenn Projektleiter Prassel etwas mehr Einfallsreichtum beweist, könnte sich der Spaß letztendlich sogar verkaufen.