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Kolumne
Steam: Rette den PC!
25.08.2009 | 22:11 Uhr | von Trineas
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Ich bin ein Fan von Valve-Spielen seit dem ersten Abenteuer von Gordon Freeman in Black Mesa. Mehrmals die Woche spiele ich Team Fortress 2 und jedes mal wenn ich eine News schreibe, würde ich am allerliebsten "Erster Trailer zu Episode Three veröffentlicht" in die Überschriftszeile eintippen. Natürlich nutze ich auch Steam seit der Beta-Phase im Jahr 2003. Doch in den letzten Jahren wich die bloße Nutzung des Programms einem gesteigerten Interesse über den Hintergrund der Plattform und generell des Spielemarkts. Plötzlich findet man sich auf Branchenseiten wie Gamasutra.com oder Gamesindustry.biz und sieht sich Zahlenaufstellungen an und liest die Meinungen von so genannten Analysten.
Nun gibt es also Steam, ein Programm, eine Spieleplattform, unangefochtener Marktführer im Digitalen Vertrieb von Computerspielen und damit mit Sicherheit ein wahrer Goldesel für Valve. Nicht allen sagt es zu, doch viele nutzen es bereits und ich selbst möchte es nicht mehr missen. Ich möchte nämlich noch weiter gehen und sagen, ich wünsche mir Steam als Standard für alle PC-Spiele. Warum? Um das zu beantworten, muss ich etwas weiter ausholen.
Immer wieder hören wir, dass der PC-Spielemarkt im Sterben liege und das große Geld mit den Konsolen gemacht werde. Und darauf folgt sofort der Konter (nicht zuletzt übrigens von Valve), dass der PC noch immer die umsatzstärkste Plattform sei und kräftig wachse. Das stimmt auch, wie alle Analysen der letzten Jahre zeigen, nur womit wird der größte Umsatz gemacht? Online-Subscriptions, sprich die monatlichen Zahlungen an WoW & Co, Mikrotransaktionen (überwiegend in Asien), Ingame-Werbung und Digitale Distribution - die allerdings im Grunde nur den Rückgang bei den Retail-Verkäufen auffängt. Das ist jetzt sicher gut für den PC-Spielemarkt als Ganzes, aber wenn ich mir die klassischen Spiele ansehe, die mich interessieren, Action-Games, Strategietitel, vielleicht auch noch ein wenig Adventures und Rennspiele, dann ist deren Anteil am PC-Gesamtumsatz halt recht gering.
Und wenn man es ganz vereinfacht darstellen möchte: Call of Duty 4: Modern Warfare, ein Ego-Shooter, wie geschaffen für den typischen PC-Spieler, verkaufte sich unglaubliche 14 Millionen Mal. Davon allerdings nur knapp zwei Millionen Mal für den PC, aber rund zwölf Millionen Mal für Xbox 360 und Playstation 3. Womit hat Publisher Activision also nun das große Geld gemacht? Mit den Verkäufen der Konsolenversionen und kostenpflichtigen DLCs. Und auch ohne genaue Verkaufszahlen von Valve zu kennen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die Xbox 360-Version von Left 4 Dead besser verkauft hat als die PC-Version.
Schön, wenn der Gesamtumsatz für den PC stärker ist, aber der Teilbereich des Marktes der mich interessiert (und wohl auch viele die das hier lesen), wird von den Konsolen dominiert. Und als PC-Spieler kriegt man das natürlich zu spüren, zeitverzögerte Veröffentlichungen, lieblose Portierungen, fehlende Content-Updates, etc. Und das machen die Publisher nicht, weil sie einfach gemein oder böse sind, sondern weil sich die Titel einfach auf den Konsolen besser verkaufen, deshalb haben sie Vorrang. Was bringt es also, wenn allein die WoW-Spieler eine halbe Milliarde Euro zum Umsatz des PC-Marktes beitragen, wenn das konkrete PC-Spiel XY im physischen und virtuellen Regal liegen bleibt? Woran liegt das?
Nun, ich lasse das ganze Raubkopier-Thema jetzt mal komplett aus, das wurde ohnehin schon viel zu oft diskutiert. Es hat natürlich seinen unbestrittenen Einfluss, aber wie gesagt, das ist eine andere Diskussion. Doch was machen Konsolen besser als der PC? Warum kaufen sich Leute lieber ein Spiel für eine Konsole anstatt für den Computer? Liegt es an den Preisen? Noch nie war Hardware so billig wie heute, jeder 400 Euro-PC kann jedes Spiel mit mindestens der selben Grafikqualität darstellen wie eine Konsole. Ich glaube viel mehr, ein großer und entscheidender Faktor ist, wie Konsolen funktionieren: Es gibt Standards.
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Wenn ich mir ein Xbox 360-Spiel kaufe, dann weiß ich, dass es läuft. Und wenn es Xbox Live unterstützt, dann kann ich damit online spielen und ich bekomme Achievements und wenn ich einen DLC dazu möchte, habe ich ebenfalls eine Anlaufstelle. Es funktioniert immer alles und vor allem funktioniert es bei jedem Spiel gleich. Und genau das ist es, diese Standards sind etwas, was der PC nicht hat. Dort kocht jeder Publisher und jeder Entwickler sein eigenes Süppchen. Was in einem Spiel funktioniert, muss im nächsten noch lange nicht so sein. Lernt man einen Serverbrowser zu bedienen, heißt das nicht, dass man alle beherrscht. Und von den verschiedenen Accounts, die man für alles mögliche erstellen muss, ganz zu schweigen.
Hier wäre der PC-Spielemarkt gut beraten, das selbe zu tun, was die Konsolenbetreiber seit langem machen: Von der Konkurrenz abschauen und gute Ideen schamlos kopieren. Genau das macht Valve seit einiger Zeit, man denke nur an die Achievements. Natürlich gab es schon vor der Xbox solche Errungenschaften in Spielen, etwa Medaillen und ähnliches, aber ein standardisiertes System für alle PC-Spiele (die es unterstützen)? Das gibt es seit Steam. Und ich mag das und ich glaube viele mögen das. Und es ist nur ein einziges Beispiel.
Nun stellt sich natürlich die Frage: Wer könnte diese Standards auf dem PC definieren? Logisch, Microsoft, das mit Windows ohnehin auf de facto jedem Spiele-PC bereits einen Fuß in der Tür hat. Und es wäre ja nicht das erste mal, dass Microsoft einen solchen Standard geschaffen hätte: DirectX ist eine standardisierte Schnittstelle für Grafik, Audio und Eingabegeräte. Es ist leicht zu bedienen und es hat sich durchgesetzt, die allermeisten 3D-Spiele verwenden es mittlerweile. Aber Microsoft scheint nicht wirklich daran interessiert zu sein. Im Vergleich zum Engagement des Unternehmens im Konsolenmarkt, sind alle Versuche im PC-Sektor geradezu peinlich. Die Games for Windows-Initiative hat sich als plumpe Werbeaktion für das damalige Windows Vista entpuppt. Und der GfW Live-Client ist weder bekannt noch beliebt.
Microsoft hat es, wie die Online-Suche, einfach verschlafen und zu lange ignoriert. Und so wie bei der Internet-Suche Google aufkam, hat sich bei den Computerspielen mittlerweile Steam als Standard durchgesetzt. Noch nutzen nur wenige Titel Steamworks, das die Standards definiert, doch es werden mehr. Und ich hoffe noch viel viel mehr, nämlich am besten alle. "Moment", denkt sich jetzt vielleicht mancher, "schlägt der Typ da gerade eine Monopolstellung für Valve vor?"
Hier bitte ich klar zu unterscheiden, was Standards beim Interface und der Bedienung betrifft und was die Online-Distribution. Natürlich möchte ich nicht, dass Steam bei der Digitalen Distribution eine derartige Vormachtsstellung bekommt. Konkurrenz ist immer gut und wichtig. Ich hatte noch nie in meinem Leben eine AMD-CPU in einem meiner Computer verbaut, aber zum Glück gibt es sie, sonst hätte ich sicher viel mehr für die Intel-Prozessoren bezahlt. Also nein, auf keinen Fall soll Steam in diesem Bereich eine Monopolstellung erhalten, aber das ist ja noch lange kein Argument dagegen, Steam als gemeinsamen Standard für Bedienung und Interface zu verwenden, völlig egal ob man es direkt über Steam, bei einen anderen Online-Anbieter oder im Handel kauft. Dass das funktioniert, wird heute schon bewiesen. Steamworks-Spiele wie Empire: Total War werden direkt beim Konkurrenten Direct 2 Drive verkauft (teilweise sogar billiger als über Steam), trotzdem können die Käufer ebenfalls die standardisierten Steam-Achievements und Multiplayerfunktionen des Strategietitels nutzen.
Und genau so stelle ich mir das auch in Zukunft vor. Nur viel intensiver, mit mehr Features, mehr Standards und das für alle Spiele, die verkauft werden. Wenn ich weiß, wie man einer Multiplayerpartie in Spiel X beitrete, weiß ich auch, wie es in Spiel Y funktioniert. Ich denke das ist es, was dem PC als Spieleplattform fehlt. Das bisschen mehr an Komfort, das bisschen weniger Stress mit allen möglichen Extrawürsten. Ob es Realität wird? Das wird die Zukunft zeigen. Zumindest wäre es mein Traum als PC-Spieler.
von Trineas
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