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Forum > Community > Art Board > [Kürzestgeschichte] Robuste Realitäten
Status: Offen
4 Beiträge
Letzter Beitrag Seiten (1):  [1]


Autor Beitrag
# 1
Lamarr  (33)
Nachricht offline
Ichthyosaur
10.032 Punkte
Dabei seit: 28.11.2004
2.897 Beiträge
[Kürzestgeschichte] Robuste Realitäten
Ab und zu kommt mir ein Einfall, der ohne Weiteres zu Papier gebracht wird. Mit Adrian Urig geht es auch irgendwann weiter.. habe im Moment wenig Zeit leider. :redface:
Vom Stil ist die Geschichte etwas kafkaesk. Diese Stimmung gefällt mir.


Robuste Realitäten


An einem kühlen Novemberabend, lange nach Ladenschluss, lief ich durch die gewundenen Straßen Brettens. Ich hatte zum Ziel, einen alten Freund aufzusuchen, einen Magistrat, den schon mein Vater gekannt hatte. Doch auf meinem Weg zu der mir unbekannten Adresse musste ich ein- oder mehrmals falsch abgebogen sein. So kam es, dass ich nun durch einen Stadtbezirk irrte, der mir, trotz jahrzehntelanger Kenntnis Brettens, gänzlich unbekannt war.
Das Bild der Bebauung schien mir sehr absonderlich: Es hatte nichts von der getragenen Schönheit der übrigen Häuser, sondern strotzte vor grotesken Hässlichkeiten, allesamt Ausgeburten des Brutalismus. Den Sechzigerjahren entstammend beleidigten sie mein vom Zeitgeschmack normalerweise unberührtes ästhetisches Empfinden zutiefst und ich richtete den Blick stier gerade aus, während rechts und links von mir abscheuliche Betonklötze meinen Weg säumten.
Dennoch kam ich nicht umhin, ab und zu einen scheuen Seitenblick zu werfen, was ich aber immer wieder sofort bereute. Die Gebäude dieses Viertels waren allesamt Dunkel und verströmten die Aura unheilvoller Verlassenheit. Nur aus den Augenwinkeln meine ich immer wieder schemenhafte Umrisse hinter den schießschartenartigen Fenster umherzucken zu sehen, doch zweifellos war dies Einbildung.
Mein Unbehagen wuchs, denn die Nacht brach über diese menschenleeren Straßen herein, die ich zu so später Stunde keinesfalls mehr beschreiten wollte. Zu diesem Zeitpunkt war es auch, dass mir das gänzliche Fehlen von Straßenlaternen oder Hinweistafeln gewahr wurde. Mit wachsender Nervosität beschleunigte ich meine Schritte, in der Hoffnung, aus einer dieser schmalen, finsteren Gassen in eine mir bekannte Straße auszubrechen.
Doch der Grund meines ersten Innehaltens seit einer knappen Stunde war nicht dieser sehnsüchtig erhoffte Moment, sondern etwas völlig unerwartetes:
Inmitten der einheitlich grauen Betonfassade eines tristen Wohnkomplexes erblickte ich eine Fensterscheibe, aus der dämmriges, braunes Licht fiel. Über der Tür war eine beleuchtetes Schild, was unmissverständlich klar machte, was dieses Geschäft anbot:
ROBUSTE REALITÄTEN
Der Laden war auf der anderen Straßenseite, doch ohne zu zögern und ohne zu wissen warum, ging ich schnurstracks darauf zu, als wäre ich eine Motte, die vom einzigen Schimmer in der Dunkelheit angelockt wird. Aus der Nähe betrachtet gab der Laden jedoch keinen Aufschluss: Die Fensterscheibe war offenbar mit Backpapier verhangen worden, sodass dahinter nur bewegungslose, schemenhafte Konturen zu erkennen waren. Ich zögerte nicht und trat ein.
Es fällt mir schwer, zu berichten, was dort feilgeboten wurde und ich wünschte, ich hätte es niemals gesehen. Das Meiste davon bringe ich nicht über die Lippen und vieles habe ich ohnehin vergessen, denn in Wirklichkeit habe ich das Geschäft niemals mehr verlassen.
Dort gab es lange, lange Regalreihen – weitgehend leer. Vereinzelt standen kleine, goldene Schatullen dort, von deren Inhalt ich nicht zu berichten Wage. Es gab eine Vielzahl beängstigender Sportgeräte, deren Funktion nicht ersichtlich war. Eines davon bestand aus leuchtend blauem Stahlrohr, doch es war teilweise unter Tüchern verborgen, sodass man nur ungefähr die gewaltigen Ausmaße dieser stählernen Perversion erahnen konnte. Ohne erkennbares System lagen auf Warentischen Werkezeuge, Kerzen, Lötkolben, Elektronadelinjektoren und Kaltkathodenröhren.
Bei meinem Streifzug passierte ich auch ein Regal mit Büchern, welches bis an die von Dunkelheit umnebelte Decke ragte. Ohne zu zögern griff ich mir ein Buch heraus. Alle Seiten waren leer. Genauso verhielt es sich mit den anderen Büchern; alle waren sie leer, komplett leer, so gnadenlos leer.
Ich umklammerte das Buch, dass ich gerade in der Hand hatte mit festem Griff. Dann öffnete ich es und begann die Seiten herauszureißen: Eine nach der anderen. Sie fielen raschelnd zu Boden und ich hoffte, dass sie meinen Schmerz zu überdecken würden. Denn dies war etwas, wozu all die robusten Realitäten unserer Welt nie in der Lage waren.
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Forum Member since 2004[/font]
CS:GO Server: 194.97.164.191:27015
05.11.2009, 21:40 Uhr Anzeigen
# 2
TomahawxX  (33)
Nachricht offline
Alien Grunt
3.801 Punkte
Dabei seit: 22.02.2008
1.269 Beiträge
Geile Story. Das Kurzformat gefällt mir gut.
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06.11.2009, 02:29 Uhr Anzeigen
# 3
Lamarr  (33)
Nachricht offline
Thread-Starter
Ichthyosaur
10.032 Punkte
Dabei seit: 28.11.2004
2.897 Beiträge
Danke. :)
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Forum Member since 2004[/font]
CS:GO Server: 194.97.164.191:27015
06.11.2009, 11:50 Uhr Anzeigen
# 4
Nachricht offline
Barnacle
498 Punkte
Dabei seit: 28.06.2007
227 Beiträge
Schicke Story.
Kleinwenig komisch aber trotzdem sehr gut...Respekt!
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"If everyone demanded peace instead of another television set, then there'd be peace." -John Lennon
11.01.2010, 20:51 Uhr Anzeigen
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