Ich befinde mich in einem schmalen Treppenhaus, das nur schwach von der Mittagssonne erhellt wird, die durch die gelben Glasfenster fällt. Es ist sehr staubig, sodass man in den einfallenden Lichtstrahlen die Staubflocken tanzen sehen kann.
Die Stufen sind aus dekorativem Beton, in den farbige Kiesel eingearbeitet sind. Man kann erkennen, dass diese Treppen schon sehr lange existieren, denn zur Mitte hin haben sich dunkel verfärbte Trittmulden gebildet.
Ein Treppengeländer schützt vor dem Fall in unbekannte Tiefen. Es besteht aus unterschiedlich dicken Metallstäben, die den wulstigen, aus braunem Plastik gefertigten Handlauf tragen. Wie auch den Stufen sieht man ihm die lange Benutzung deutlich an.
Auf der marmornen Fensterbank, direkt unter dem gelben Fenster, steht eine Blumenvase ohne Inhalt, direkt daneben eine kleine Plastikgießkanne, die einmal orange gewesen sein muss.
Ich nehme sehr deutlich den Duft dieses Ortes wahr: Alter Staub, sauer gewordener Beton und Stille.
Hinter mir liegt eine hölzerne Eingangstür. Es ist möglich, dass sich dahinter eine Wohnung verbirgt. Bei genauerer Betrachtung erkenne ich aber, dass über dem runden Klingelknopf kein Namensschild mehr hängt – man sieht nur noch vergilbte Papierstreifen, was den Anschein erweckt, dass das Schild vor langer Zeit abgerissen wurde.
Ich wende mich ab und gehe zum Geländer, schaue nach oben ins Treppenhaus. Im immer gleichen Muster schraubt sich die eckige Spirale nach oben. Kein Ende in Sicht.
Etwas zögerlich beginne ich dann, die Treppen hinauszusteigen. Das Wiederhallen meiner Schritte klingt wegen der Größe des Treppenhauses wie aus weiter Entfernung kommend und auch etwas verloren.